Mittwoch, Januar 31, 2007

So langsam pendelt sich's ein.

Tag III

Auf dem heutigen Programm stehen die medizinische Voruntersuchung und ein Anruf bei Kenny G, nein, Kenny Ang, dem Makler.
Die Voruntersuchung stellt sich als amüsantes Unterfangen heraus. Ich staune immer wieder angesichts der unterschiedlichen Nationalitäten, die sich in diesem Land treffen. Ich werde an der Rezeption der Klinik, die sich im obersten Stock des Großkaufhaus am Raffles Place befindet, von einer indonesischen Schwester in Empfang genommen, bekomme von einem chinesischen Pfleger Blut abgenommen, untersucht werde ich von einer indischen Ärztin, die ich mit meiner Staatspflicht als Zivildienstleistender amüsiere und schließlich hält mir eine philippinische Kollegin Farbtestbilder unter die Nase.
Da ich zu Beginn vergesse, nicht nur das Formular zur Voruntersuchung, sondern auch das Blatt für – Monty Python-Fans mögen schmunzeln – das Ministry of Manpower vorzulegen, muss ich noch einmal Blut abgezapft bekommen, da sich nicht der Arbeitgeber, jedoch der Staat für meine HIV-Negativität interessiert.
Der Gang durch die Stadt, die Fahrt mit der Mass Railway Transit (MRT) bringt mir viele kleine Besonderheiten der Stadtbewohner näher. So besitzen und nutzen die überwältigende Mehrheit der Singapurer einen I-Pod oder vergleichbares Spielzeug. Die U-Bahnsitze aneinandergereiht nehme ich einen weißschnurbewehrten Hals nach dem anderen wahr.
Niemand hört so laut Musik, dass sie über die Lautsprecher auch für die Umstehenden zu hören ist.

Ich habe angefangen, während der Fahrten auf den Boden zu starren und ein Schuhratespiel zu spielen. Welche Nationalität verbirgt sich hinter diesen Slippern, Turnschuhen, Sandalen oder Pumps? Am einfachsten sind Sandalen mit Socken, die hier – schwarz – nicht auf deutsche Waden hindeuten, sondern religiöse Gründe haben. Am anderen Ende sehe ich – zumindest bislang – immer ein Kopftuch einer indonesischen Dame, mit silberner Brosche an der Schulter festgesteckt.

Nachmittags fahre ich zur NUS, der National University of Singapore. Verabredet bin ich mit He Yu, einem Pekinger Magistranden, den ich über das Internet während meiner Weblog-Recherche kennengelernt habe. Er führt mich über einen Teil des riesigen, amerikanisch anmutenden Campus, der vollgepropft mit Bachelor-Studenten eher an ein fest installiertes Ferienlager erinnert. Ich merke mir, dass es hier eine Badmintonhalle gibt und nehme mir vor wiederzukommen.